Wie salzig ist ein Zwieback? Und wie hoch ist der Schwefeldioxidgehalt im Wein? Wenn sich Chemie-Olympioniken diese Frage stellen, ist es mit bloßem Probieren nicht getan. Vom 4. bis 7. Juni 2013 gingen die 76 Finalisten der Chemie-Olympiade „Chemie – die stimmt!“ dieser Frage genauer nach.
Der Wettbewerb wird vom Förderverein Chemie-Olympiade e.V. durchgeführt und finanziell vom Fonds der Chemischen Industrie und den Kultusministerien getragen. Die Schüler der neunten und zehnten Klassen hatten sich in einem mehrstufigen Bewerbungsverfahren für die Teilnahme an der Finalrunde qualifiziert und sich damit gegenüber ca. 2200 weiteren Mitbewerbern durchgesetzt. Um der großen Zahl an Teilnehmern Herr zu werden, fand der Wettbewerb gleichzeitig an zwei Orten statt. Schüler aus den norddeutschen Ländern Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg, Schleswig-Holstein, Bremen und Niedersachsen trafen sich an der CJD Christopherusschule in Rostock. Schüler aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen begegneten sich zum mitteldeutschen Finale an der Fachhochschule Merseburg.
In der dritten und letzten Runde von „Chemie – die stimmt!“ wurden sowohl die theoretischen als auch die praktischen Fertigkeiten der Chemie-Asse auf die Probe gestellt. Am ersten Prüfungstag grübelten die Schüler in einer 4-stündigen Klausur über kniffligen Aufgaben, zum Beispiel zu neuen Verwendungsmöglichkeiten des Metalls Lithium oder zu verschiedenen Syntheseverfahren medizinischer Wirkstoffe. Am zweiten Prüfungstag ging es in Kittel und Schutzbrille weiter. Im Norden wurde in den Laboren des AgroBio Technikum in Groß Lüsewitz der Schwefeldioxidgehalt im Wein bestimmt. Im Süden gingen die Nachwuchschemiker im Schülerlabor von „Chemie zum Anfassen“ unter der Anleitung von Dr. Almut Vogt der Salzigkeit eines Zwiebacks nach. Dabei wurde ein als „Rücktitration“ bezeichnetes Verfahren angewendet, bei dem das Kochsalz im Zwieback mit einem Silbersalz quasi aufgewogen wurde. Neue Erkenntnisse über Zwieback brachten diese Versuche natürlich nicht. Die Nachwuchschemiker waren dennoch begeistert dabei. In kleinen Teams zusammengesetzt aus Schülern verschiedener Länder konnten sie das mühsam erworbene Wissen endlich in die Tat umsetzen. Obwohl viele Schüler erstmals mit komplizierten Laborgeräten arbeiteten, lösten alle Teilnehmer die gestellten Aufgaben mit Bravur. Der Salzgehalt im Zwieback – das sind etwa 65 Milligramm je Stück – wurde von allen Arbeitsgruppen mehr oder weniger exakt bestätigt.
Der Chemie-Wettbewerb soll die Teilnehmer nicht nur auf die Probe stellen. Viel wichtiger ist es, dass die naturwissenschaftlich-interessierten Schüler Kontakt zu Gleichgesinnten finden. Neben den Prüfungen gab es für die Nordrundler darum auch die Besichtigung des Robbenzentrums in Warnemünde, einen gemeinsamen Strandbesuch und einen ausgiebigen Bowlingabend. In Merseburg wurde das Deutsche Chemie-Museum besucht, einem erleuchtenden Vortrag über die „Chemische Elementeküche im Weltall“ im Planetarium Merseburg gelauscht und ein nervenaufreibendes Volleyball-Turnier ausgespielt. Dabei bewiesen die Organisatoren in Merseburg viel Flexibilität, als verschiedene Veranstaltungspunkte hochwasserbedingt sprichwörtlich ins Wasser fielen.
Für die Organisation eines so umfangreichen Wettbewerbs bedarf es einer großen Zahl motivierter Freiwilliger. Einer der fleißigsten Helfer ist der Thüringer Frank Hermann. Der Lehrer vom Philipp-Melanchthon-Gymnasium Schmalkalden organisiert mit der Olympiade „Chemkids“ für Viert- bis Achtklässler den kleinen Bruder von „Chemie – die stimmt!“. Im Rahmen einer feierlichen Festveranstaltung wurde Frank Hermann in Merseburg mit dem Preis der Mitteldeutschen Chemie für Verdienste um Schülerwettbewerbe ausgezeichnet, der vom Fonds der Chemischen Industrie gestiftet wird. Zur Erholung von den Mühen wird er es den norddeutschen Finalisten gleich tun und eine Woche an der Ostsee verbringen.
Der Wettbewerb endete am Freitag mit der heiß ersehnten Siegerehrung. Im Süden gab es gleich zwei Doppelsiege. Die Neuntklässler Paul Rathke und Alexander Allin, beide vom Albert-Schweitzer-Gymnasium in Erfurt belegten Platz 1 und 2 in der Kategorie „Theorie“. Nik-Angus Engwer und Oskar Nenoff von der Wilhelm-Ostwald-Schule Leipzig hatten bei den Zehntklässlern die Nase vorn. Mit den besten Ergebnissen in den Klausuren sicherten sich die Neuntklässler Julius Sommer und Clemens Heß vom Heinrich-Hertz-Gymnasium Berlin Rang 1 und 2 im Norden. Einzig der Brandenburgerin Sophie Wenzlaff gelang es, alle scheinbaren Regeln zu brechen. Die Zehntklässlerin vom Max-Steenbeck-Gymnasium Cottbus setzte sich gegen alle männlichen Mittbewerber durch und belegte in ihrer Jahrgangsstufe Platz 1. Als beste Experimentatoren Mitteldeutschlands in der Klassenstufe 9 wurde das Team Jonathan Dietz (S), Axel Kohlmann (SA) und Anton Tänzer (TH) ausgezeichnet, sowie das Team Alexander Christen (S), Manuel Andersch (SA) und Moritz Fink (TH) in der Klassenstufe 10. Norddeutschlands beste Experimentatoren sind die Neuntklässler Fabian Petznick (MV), Niels Harksen (BB), Tim Opitz (B) und Rieke Schleinhege (NS) sowie die Zehntklässler Alexander Rotsch (BB), Johannes Schröder (MV), Martin Maier (B) und Lukas Bohlmann (NS).
Die Gewinner erhielten neben den Siegerurkunden auch wertvolle Preise – selbstverständlich dicke Fachbücher der Chemie! Ob Sieger oder nicht, alle Teilnehmer waren sich einig, dass sie auch im nächsten Jahr gerne wieder am Wettbewerb teilnehmen wollten. Zumindest den Neuntklässlern kann dieser Wunsch sogar erfüllt werden! Der Einsendeschluss für die Lösungen der ersten Stufe des Wettbewerbs ist der 30. November 2013. Die Aufgaben sind ab September unter der Adresse www.chemie-die-stimmt.de zu finden. Auf der Homepage des Wettbewerbs ist auch die vollständige Liste aller Platzierungen veröffentlicht.
Autor und Pressebeauftrager für Chemie - die stimmt!: Jan Bandemer
Bild: Sabine Bandemer
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